Panamericana Etappe 8: Krank in Quetztaltenango
Wir erleben unsere ersten Eindrücke von Guatemala aus dem Inneren eines Transporters, welcher uns und unsere Räder von der Grenze nach Quetztaltenango fährt. Die Region ist auf jeden Fall grüner als zuvor, Justas sieht das erste mal “Chickenbuses”, und alles ist leider ein bisschen dreckiger. Die Straßen sind von Müll gesäumt, die Autos, Transporter und Busse hinterlassen schwarze Dampfwolken.
Nach 4 Stunden Fahrt kommen wir erschöpft aber erleichtert in der Nähe von Quetztaltenango an. Hier hat sich der nun 76 Jahre alte ehemalige Seemann Carl bereits 1978 angesiedelt. Selbst begeisterter Radfahrer, bietet er nun sein “Roundhouse” Radreisenden als Unterkunft an. Hier darf man, wenn man sich nicht ganz doof anstellt so lange bleiben wie man möchte. Ein “Gast” aus der Schweiz blieb sogar für über 1 Jahr! Ein perfekter Ort um zu regenerieren. Außerdem schwirrt es in Carls Garten von Kolibris, eine super Gelegenheit für Momente in denen es mir besser geht.
Leider gehts uns aber erstmal schlechter, nicht besser. Wir lassen uns in einem Labor testen: Justas hat eine Darminfektion und ich Parasiten…
Justas Antibiotikum wirkt relativ zügig, und er ist nach 3 Tagen bereits wieder bei 90%. Die Wirkung meines Antiparasitikum scheint ein wenig auf sich warten zu lassen, aber nach nun 5 Tagen geht es mir endlich auch besser.
Unser Gastgeber Carl ist ein interessanter Mensch, tief überzeugt vom christlichen Glauben und den Handelsgrundsätzen des Bischofs Myriel aus “Les Miserables” (wie er uns sehr häufig erklärt). Als Rentner setzt sich Carl für die Versorgung der Armen, und die Bildung von jungen Frauen ein. Unter anderem, fährt er wöchentlich mit seinem Pickup-Truck und verteilt Lebensmittel, und gründete die Stiftung “Golden Heart” (benannt nach dem Dire Straits Song). Im Rahmen der Stiftung finanziert er 4-5 jungen Frauen das Universitätsstudium. Die Begünstigten stammen alle aus armen Verhältnissen, und Carl ist wichtig, dass sie im Alltag die indigene Sprache Guatemalas sprechen und die indigene Kultur leben. Als es uns an einem Tag etwas besser ging, hatten wir das Glück, 4 der Frauen bei einer Wanderung kennenzulernen.
Außerdem pflegt Carl einen großen Gemüsegarten und spendiert uns eine ordentliche Portion Veggies.
Wir sind nun sehr erleichtert wieder gesund zu sein, und unsere Reise fortsetzen zu können. Seit dem 19.04 saßen wir nicht mehr richtig im Sattel: erst das Pedal, dann die Sicherheitslage, zuletzt die längere Krankheit. Das war teilweise frustrierend, aber auch zu erwartende Hinternisse einer solchen Reise.
Auch wenn wir es am Anfang erstmal langsam angehen werden, sind wir sehr motiviert die nächsten Etappen wieder zu radeln und die kommenden Kilometer haben wirklich einiges zu bieten!