Panamericana Etappe 13: Nicaragua

Um einen Umweg durch Honduras zu vermeiden, haben wir ein Fähre von La Unión in El Salvador nach Potosí an der Nordküste Nicaraguas genommen. Die Fährfahrt durch den Golf von Fonseca war landschaftlich sehr schön, für uns aber vor allem dadurch geprägt, dass Justas und ich uns große Sorgen wegen der Einreise gemacht haben. Da Drohnen in Nicaragua streng verboten sind, hat Justas seine bereits nach Costa Rica gesendet. Während der Fahrt hat sich jedoch herausgestellt, dass sich das Verbot selbst auf Fernbedienungen bezieht! Im Falle einer Kontrolle würde diese konfisziert (200€), und wir potentiell als professionelle Fotografen eingestuft, sodass ich auf mein gesamtes Fotoequipment eine Steuer zahlen müsste (€€€).

In Potosi wurden wir wie befürchtet von einer ganzen Gruppe von Grenzbeamten für über 30 Minuten auf links gezogen, Justas Fernbedienung blieb in der Lenkertasche jedoch wie durch ein Wunder unbemerkt.

Nach der Grenze mussten ein wenig Stress loswerden und radeln auf menschenleeren Straßen für ein paar Stunden, und landen abends in einem günstigen AirBnB in Chinandega. Chinandega ist eine größere Stadt in Nicaragua, und entsprechend sahen wir auf den Straßen wieder vermehrt Armut, Alkohol- und Drogenmissbrauch und Prostitution. Der Unterschied zu El Salvador ist enorm, und wir wurden schnell daran erinnert, wieder etwas vorsichtiger zu sein.

Die Abreise aus Chinandega am nächsten Tag mussten wir auf den Mittag verlegen, weil es am Morgen wieder einmal stark geregnet hat. Dieser Trend besteht nun schon seit einigen Tagen, ist das etwa der Beginn der Regenzeit?

Obwohl wir anschließend ordentlich Gas gegeben haben, schaffen wir es jedoch nicht zu unserem Tagesziel. Dies hatte nicht nur mit dem späten Start zu tun, sondern auch mit 3 (!) Platten. Justas hat es ein mal erwischt und mich zwei mal. Wir haben am Tagesende wie üblich bei Restaurants nachgefragt, wurden hier jedoch zum ersten Mal mehrfach abgewiesen. Ich hatte Nicaragua etwas freundlicher in Erinnerung… Schlussendlich werden wir bei Einbruch der Dunkelheit aufgenommen und wir sind sehr erleichtert.

Die restlichen 100 Kilometer nach Granada legen wir an einem Tag zurück, und halten noch für einen Stopp an der Laguna de Apoyo. Für mich ist Granada ein ganz besonderer Ort während unserer Radreise, da ich hier in 2017 für 3 Monate bei der Gastfamilie von Juan Carlos und Fatima gelebt habe.

Damals habe ich im ersten Monat in einer Sprachschule Spanisch gelernt, und anschließend in einem Nachmittagsprogramm für bedürftige Kinder ausgeholfen. Auch außerhalb der Schule oder des Kinderprogramms habe ich zu dieser Zeit viele Freundschaften geschlossen, unter anderem beim wöchentlichen Ultimate Frisbee. Für mich ist die Ankunft in Granada also von der Erinnerung an tolle Erlebnisse geprägt, und ich bin echt aus dem Häuschen.

Juan Carlos und Fatima sind seit 2017 in einen Randbezirk von Granada gezogen, daher nehmen wir uns ein günstiges, aber super schönes Hotel nach klassischen Granada-Stil mit Innenhof. Von hier spazieren wir viel durch die Altstadt, und ich kann Justas an meinen sehr schönen Erinnerungen teilhaben lassen. Wir suchen ebenfalls einige Elektronikhändler auf um endlich Justas Laptop zu reparieren, hier konnte uns jedoch niemand helfen, da MacBooks in Nicaragua eher eine Seltenheit sind. Wir müssen also so schnell wie möglich nach Costa Rica, da Justas zeitnah Arbeiten abgeben muss.

Neben Erinnerung-Sightseeing, kaufe ich mir ein neues Outfit, da sowohl Verschleiß, als auch Verlust meine Garderobe auf ein inakzeptables Level reduziert haben. Außerdem lernen wir im Hotel einen Schotten kennen und können nicht widerstehen, an einem feuchtflüssigem Abend unsere Liebe zu Schottland und Edinburgh zu beschwafeln.

Das Wiedersehen mit Juan Carlos und Fatima war ebenfalls eines meiner Highlights der Reise, vergleichbar mit der Höhle in Mexico oder dem Vulkan in Guatemala. Die Zeit damals war sehr prägend für mich, und die Familie von Fatima und Juan Carlos hatten eine großen Anteil.

Leider war es am Anfang ein bisschen komisch, da sich die finanzielle Lage der Familie und auch der Casa Xalteva Schule in den letzten Jahren deutlich verschlechtert hat. Zuerst blieben Sprachschüler aufgrund von politische Unruhen inklusive Reisewarnung aus, dann im Anschluss Corona. In Konsequenz musste der Kompromiss getroffen werden, dass sowohl die Sprachschule, als auch das Nachmittagsprogramm für die Kinder in Juan Carlos Haus stattfindet.

Es ist bewundernswert, wie trotz der fehlenden Mittel die Hilfe für die Kinder aufrecht gehalten wird, und wie das Team von früher zusammenhält.

Für mich sind die 2 Nachmittage mit Juan Carlos und Fatima wunderschön, und es fühlt sich gar nicht an, als wären 7 Jahre vergangen. Ich habe keine Ahnung wann ich das nächste Mal in Nicaragua bin, ich hoffe jedoch sehr, dass es nicht nochmal 7 Jahre dauert, und dass ich noch mehr Zeit mit Juan Carlos und Fatima verbringen kann. Granada ist für mich ein ganz besonderer Ort.

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